WILHELM SCHÜRMANN 2021

Mirrors and windows war der Titel einer Ausstellung im MoMA 1978, die seinerzeit das Ende einer ewigen Fotografiemetapher einläutete.
Günther Förg hat immer wieder Fenster fotografiert. Die Fotos aus der Wittgensteinvilla riesig groß unter Glas gerahmt, daß man im vorbeigehen sich selbst darin widerspiegelt. Fenster rahmen. Die Metapher bleibt wirksam, nur die Mittel werden andere.
Hana Miletić bedeckt die ganze Fensterfront mit Vorhangsbahnen eines von ihr entworfenen Stoffgewebes, das hier nicht den Blick aus dem Fenster versperren, sondern das helle Licht dimmen soll. In ihrer Art wird dieses Geflecht zum Ebenenhintergrund, mit Echo zu digitalen Photoshop Hintergründen.
Materials, ein kleines Geflecht, oder soll ich sagen Gespinst, die  handgewebte Fassung der Klebestreifen im Foto eines mit Tape zusammengeflickten Autorückspiegels. Daneben ein memento mori der Filmkassette für Großbildaufnahmen von Christopher Williams. Linhoff! Günther Förg hat nur mit Kleinbild fotografiert, immer aus der Hand.
Die Auswahl meiner Fotos ist auch Reminiszenz an Günthers Liebe zur Fotografie.
Sammler, Verleger. In seiner Edition Traverse erschien 1992 als erstes Buch das nötig. Ungewöhnliche Bildkombinationen. Im selben Jahr erwarb Max Hetzler ein grosses Konvolut meiner Fotografien. Beides jetzt selbst Archive unserer Aktivitäten vor über 30 Jahren. Wie war das damals in Köln und Umgebung. Heute Bilder wie aus einer vergangenen Epoche. SW, neugierig, lokal, schnell, no filter, vor Ort.
Die Künstlerfotos entstanden immer beiläufig, ohne Auftrag. Kamera dabei, sichtbar, diskret, als Fotograf Zuschauer und Fan. Fotos auch um mich selbst zu erinnern. Visuelles Tagebuch. Ich muß das Auge am Sucher haben um das Bild zu sehen. Gut, daß man Negative nicht versehentlich löschen kann.
Max: "Ich wußte gar nicht daß der Franz Erhardt bei der Eröffnung war"
- Wahrheit ist Arbeit.
Günther war ein grosser Godard Fan, F.C.Gundlach ist kürzlich gestorben mit 95.
Zeitzeugen sind jetzt die Bilder.
WS August 2021